Dumpinglöhne bei Sicherheitsfirmen

"Undercover als Security" – Ein Blick hinter die Kulissen der Sicherheitsbranche

Der neue SRF News Plus Podcast "Undercover als Security" hat viele Menschen aufgerüttelt. Die verdeckte Recherche in der Zürcher Sicherheitsbranche brachte alarmierende Fakten ans Licht: Keine einzige der 31 untersuchten Firmen, die dem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) unterstellt sind, konnte die geforderten Löhne konsequent einhalten. Dieses Ergebnis wirft ein Licht auf gravierende Missstände und lässt all jene, die sich um Professionalität bemühen, fassungslos zurück.

Als Geschäftsführer von Velvet können wir sagen: Wir sind tief besorgt. Besonders irritierend ist, dass solche Verstösse trotz klarer Regeln im GAV überhaupt möglich sind. Bei uns hingegen werden die Mindestlöhne strikt eingehalten – obwohl unser Betrieb mit weniger als zehn Mitarbeitenden nicht einmal unter die gesetzliche Pflicht fällt.

Die Rolle der öffentlichen Ausschreibungen

Einer der Hauptgründe für diese Missstände liegt in den Ausschreibungen der öffentlichen Hand. Viel zu oft wird bei der Vergabe von Sicherheitsaufträgen einzig auf den Preis geachtet. Wer die Standards des GAV ernst nimmt, hat gegen solche Billigangebote keine Chance. Diese Praxis führt zu einem ruinösen Preisdumping, das vor allem die Mitarbeitenden trifft.

Öffentliche Aufträge sollten eigentlich ein Vorbild für faire Arbeitsbedingungen sein. Doch stattdessen werden Unternehmen in einen Wettlauf nach unten gezwungen. Dies gefährdet nicht nur die finanzielle Sicherheit der Angestellten, sondern auch die Qualität der Sicherheitsdienstleistungen. Motivierte und gut ausgebildete Fachkräfte können unter solchen Bedingungen kaum gehalten werden.

Ein aktuelles Beispiel: Ausschreibung der Stadt Bern

Ein konkretes Beispiel für die problematische Vergabepraxis ist eine aktuelle Ausschreibung der Stadt Bern, für die wir uns beworben haben. Die Zuschlagskriterien lauten wörtlich:

  • Angebotspreis 60 %
  • Auftragsspezifische Referenzen 20 %
  • Ausbildungskonzept 10 %
  • Erreichbarkeit/Reaktionsfähigkeit 10 %

Jedes Kriterium wird mit maximal 5 Punkten bewertet. Den Zuschlag erhält das Angebot mit der höchsten Summe der gewichteten Bewertung. Das preisgünstigste Angebot erhält 5 Punkte. Pro 1 % Mehrkosten werden 0,1 Punkte abgezogen (lineare Bewertung). Beim Preis sind sogar Minuspunkte möglich.

Diese Gewichtung zeigt deutlich, dass der Preis fast ausschlaggebend ist. Selbst wenn ein Anbieter in allen anderen Bereichen höchstpunktet, kann ein minimal teureres Angebot durch die Abwertung beim Preis benachteiligt werden. Eine solche Praxis fördert Lohndumping und erschwert es seriösen Firmen, mit fairen Arbeitsbedingungen konkurrenzfähig zu bleiben.

Realität der Kosten: Warum CHF 50 pro Stunde die Untergrenze ist

Der Präsident des Verbandes Schweizerischer Sicherheitsdienstleistungs-Unternehmen (VSSU) hat es klar formuliert: Ein Stundenansatz unter CHF 50 macht es unmöglich, eine Sicherheitsfirma wirtschaftlich und seriös zu betreiben. Wir können diese Aussage nur unterstreichen.

Von diesen CHF 50 bleiben nach Abzug der Kosten für Sozialleistungen, Versicherungen, Ausbildung und Infrastruktur nur geringe Margen. Trotzdem setzen insbesondere öffentliche Auftraggeber immer wieder unrealistisch niedrige Preise durch. Wer versucht, unter diesen Bedingungen zu überleben, muss zwangsweise Abstriche machen – oft auf Kosten der Mitarbeitenden.

Velvet Security Bern: Unsere Philosophie

Bei Velvet Security Bern stehen Fairness und Qualität an erster Stelle. Obwohl wir ein kleines Unternehmen sind, halten wir uns strikt an die Mindestlohnvorgaben. Wir investieren gezielt in die Weiterbildung unseres Teams, stellen moderne Ausrüstung bereit und schaffen ein Arbeitsumfeld, das auf Respekt und Wertschätzung basiert.

Diese Werte zahlen sich aus. Unsere Kunden profitieren von motivierten und bestens geschulten Sicherheitsleuten, die ihre Arbeit mit Engagement und Kompetenz ausführen. Gleichzeitig setzen wir ein klares Zeichen gegen Lohndumping und Billigkonkurrenz.

Ein Appell an Politik und Branche

Die Ergebnisse des SRF-Podcasts sollten für alle Beteiligten ein Weckruf sein. Nicht nur die Branche selbst, sondern auch die öffentliche Hand muss ihre Verantwortung ernst nehmen. Die Vergabe von Sicherheitsaufträgen darf nicht ausschliesslich über den Preis entschieden werden. Stattdessen sollten Kriterien wie Qualität, soziale Verantwortung und die Einhaltung des GAV eine zentrale Rolle spielen.

Eine grundlegende Änderung der Vergabepolitik ist dringend erforderlich. Nur so kann verhindert werden, dass Firmen, die sich an die Regeln halten, benachteiligt werden. Gleichzeitig würde dies dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen in der Sicherheitsbranche nachhaltig zu verbessern.

Schlussfolgerung

"Undercover als Security" hat viele Missstände offengelegt. Bei Velvet setzen wir auf Transparenz, Fairness und Qualität. Wir sind überzeugt, dass Sicherheit ihren Preis hat – und dieser Preis darf nicht auf dem Rücken der Mitarbeitenden ausgetragen werden. Es liegt jetzt an uns allen, die Lehren aus diesen Enthüllungen zu ziehen und gemeinsam an einer besseren Zukunft für die Branche zu arbeiten.

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